ein Bericht von Dieter Salden
September 2023
Nach einem wunderschönen und erholsamen Italienaufenthalt habe ich mich wieder an die Arbeit gemacht und die Bermpohl zum ersten Mal im feuchten Nass getestet. Hierzu habe ich mir ein Schwimmdock gebaut, das in der Länge auch das Aussetzen und Wiedereinholen der Vegesack erlauben soll.
Der erste Versuch endet nach zwei Minuten mit Ernüchterung. Die Bermpohl läuft relativ schnell mit größeren Wassermengen voll. Zunächst unbegreiflich stellt sich dann aber schnell heraus (krasser Anfängerfehler), dass eine Schraube der unteren Abdeckung im Schiffsinneren zu lang war und sich durch den Rumpf gebohrt hat. Unglaublich !!!
Das konnte schnell behoben werden, aber dennoch dringt weiterhin Wasser ein, wenn es auch ohne Schraubenaktivität nur sehr wenig ist. Sobald jedoch die Motoren laufen dringt Wasser über die Durchbrüche der Stevenrohre der äußerem Schrauben und des mittleren Ruderschaftes ein. Zudem kommt es zu einer Verklemmung des Rudergestänges bei maximalem Ausschlag der Ruder nach links.
Ich habe mich dann entschlossen, das hintere Deck mittels einer kleinen Trennscheibe im Bereich des mittleren Ruders zu öffnen, um dort dann eine vernünftige Abdichtung vorzunehmen und das Rudergestänge zu erneuern. Wie sich schnell herausstellt ist das Führungsrohr des mittleren Ruders nicht mehr sauber mit dem Rumpf verbunden. Das Rohr wird wieder sauber verklebt, der Schaft wird mit Wellenfett eingefettet und das erste Problem ist behoben. Das Rudergestänge wird neu angefertigt, mit Clips gesichert und kann wieder in beiden Richtungen in Maximalpositionen bewegt werden. Die Stevenrohrdurchbrüche
werden mit Silikon nochmals abgedichtet.
Am Ende sind alle größeren Wassereintritte angedichtet, es verbleibt ein minimaler Eintritt am mittleren Stevenrohr. Hier werde ich nochmal versuchen durch einen lokalen Farbauftrag am Außenrumpf die Haarrisse abzudichten.
Anschließend habe ich das ausgeschnittene Teil des Decks wieder eingeklebt, aber um eine sauberere Oberfläche zu erhalten habe ich die gesamte Wanne mit einer 0,5 mm dicken Kunststoffplatte ausgekleidet und an den Rändern verspachtelt. Das Glattschleifen war in diesen Bereichen deutlich einfacher als an den Rändern des Ausschnittes, da hier die Übergänge ständig nachgegeben hätten und so kaum saubere Übergange entstanden wären. Die Wanne habe ich dann lokal neu gespritzt.
Ich habe mich entschlossen auf jeden Fall eine Lenzpumpe zu installieren. Dazu habe ich ein Ansaugröhrchen (4 mm Durchmesser, angeschrägt) unterhalb der mittleren Bodenplatte installiert. Die einteilige vordere Bodenplatte habe ich in 3 einzelne Bodenplatte aufgeteilt, um so eine bessere Montierbarkeit zu erhalten. Als Lenzpumpe verwende ich eine 12V selbst ansaugende Pumpe. Die Ansteuerung der Pumpe erfolgt manuell über einen Schaltkanal.
Ich habe zwei Hähne jeweils in der oberen Hälfte geteilt, dann in jede Hälfte eine möglichst gleich breite Nut über die gesamte Lauflänge eingefräst und dann wieder zu einem Hahn zusammengeklebt. Im unteren Bereich habe ich eine 2,5 mm Bohrung eingebracht, die in der Nut endet. So kann ich diesen Hahn als Austritt für die Lenzpumpe nutzen.
Nächster Arbeitsschritt war die Erneuerung der Schließvorrichtung der Heckklappe. Die bisherige Vorrichtung mit einem Monoperm Motor und einer selbst gebauten Getriebestufe war marode und musste ersetzt werden.
Für die neue Vorrichtung habe ich einen Minimotor mit integriertem Getriebe und angeflanschter Gewindestange verwendet. Die Länge der Gewindestange war absolut passend.
Der Schlitten, der das Seil zur Heckklappe bewegt, ist nicht fest mit der Gewindestange verbunden. Somit kann vermieden werden, das Schwingungen von der Gewindestange auf den Schlitten übergehen. Weiterhin können mechanische Ungenauigkeiten kompensiert werden.
Der Schlitten läuft gegen Endschalter, die die Bewegung anhalten. Die Endschalter können über einen Schalter an der Fernsteuerung überbrückt werden. Hierbei muss sichergestellt sein, das die Drehrichtung am Sender vorab geändert wurde. Ob das in der Realität problemlos funktioniert wird sich zeigen. Das Prinzip habe ich auch vor 40 Jahren angewendet, dabei ist es meist gut gegangen.
Die Vorrichtung ist im rechten Teil des Rumpfes auf einer Platte zwischen zwei Kunststoffspanten eingebaut. Hierbei wird das Modul mit zwei kleinen Schraubzwingen (werden normalerweise zum Zusammendrücken von Luftschläuchten in Aquarien verwendet) an der waagerechten Platte befestigt. Mit dem Verfahren habe ich neben der variablen Positionierung der Endschalter noch eine weitere Möglichkeit das Modul in der Horizontalen zu justieren, z.B. um ein festes Schließen der Heckklappe zu erreichen.
Das Modul habe ich dann mit einer Deckplatte versehen. Hierauf ist die Lenzpumpe und das Schalt- und Soundmodul von Beier sowie ein Stromverteiler angebracht.
Ende September ist es soweit. Die Vegesack fährt nach Köln !!!!
Die ersten Minuten sind sehr spannend. Der Wind bläst über den Adenauersee und ich kann nicht einschätzen, ob die Wellen für das kleine Boot nicht zu hoch sind. Die Vegesack ist nicht besonders abgedichtet. Zudem ist noch keiner der ISM Kapitäne am See.
Von daher bewege ich die Vegesack zunächst in einem Bereich mit weniger Wind und zudem sehr vorsichtig. Nach 40 Jahren mal wieder ein Schiff zu steuern ist erst einmal ungewohnt aber doch wieder sehr spannend. Die Vegesack fährt gut und ist auch recht flott. Nach und nach tauchen die ISM Kapitäne auf und ich werde herzlich begrüßt. Da jetzt auch jemand da ist der zur Not die Vegesack schieben könnte traue ich mich auch etwas mehr und lasse sie durch höhere Wellen gehen. Obwohl es keine besondere Abdichtung gibt bleibt sie dicht. Hätte ich nicht so erwartet, aber es ist eine gute Erkenntnis.
Ich fahre 2023 noch 2 weitere Male auf dem Adenauersee, jedes mal bekomme ich neue Tipps, die für die Sanierung der Adolph Bermpohl interessant sind.
Oktober 2023
Im Oktober beginne ich mit dem Einbau der Rollen und Zugvorrichtung in der Wanne der Adolph Bermpohl. Die Messingrollen kann ich zum größten Teil noch verwenden, sie müssen nur ein wenig aufpoliert werden. Zwei fehlende Rollen werden kurzfristig ersetzt. Die Rollen in der Heckklappe selbst fehlen noch, werde aber noch eingebaut.
Ich hatte vor 40 Jahren eine zusätzliche Schiene in die Wanne eingebaut, die zur Stabilisierung der Vegesack beim Auf- und Ablassen dienen sollte. Wenn ich mich recht erinnere wurde der gesamte Vorgang dadurch wesentlich sicherer. Von daher entschließe ich mich solch eine Schiene wiederum zu benutzen. Leider ist die alte Schiene nicht mehr zu gebrauchen, so dass eine komplette Neuanfertigung erforderlich wird.
Weitere Hilfsvorrichtungen, die ich in den 80iger Jahren eingebaut hatte habe ich beibehalten. Dazu gehören die Führungsdrähte, die die Vegesack beim Annähern an die Heckklappe der Adolph Bermpohl führen sowie zwei weitere Führungsdrähte, die die Bugspitze direkt zu der Führungsschiene leiten und damit ein sicherere Aufnahme durch die
Zugvorrichtung ermöglichen.
Nächstes Thema ist das extrem hohe Laufgeräusch der Antriebsmotoren. Ich bekomme hier am See den Tipp andere Kupplungen (Raboesch Kardangelenkkupplungen) zu verwenden. Die Kupplungen sind ein wenig länger, so dass ich Bodenplatte für die Motoren neu fertigen musste. Glücklicherweise gab es keine Kollision der Motoren mit den bereits eingebauten Elementen im Schiff. Die Probeläufe zeigen eine deutliche Geräuschabsenkung der Motoren im Leerlauf. Im Wasserbecken ist die Geräuschsituation noch deutlich besser.
Als nächstes fertige ich ein Modul aus zwei Spanten mit Querverbindungsplatte an. In dieses Modul wird eine Platine eingeschoben, die 3 Relais inklusive aller erforderlichen
Anschlußklemmen besitzt. Zwei dieser Relais sind zur Überbrückung der Endschalter der Vorrichtung zur Betätigung der Heckklappe und zum Überbrücken der Endschalter der Zugvorrichtung zum Aussetzen und Einholen der Vegesack gedacht. Diese Vorrichtung soll analog zur Vorrichtung der Heckklappe gebaut werden. Das dritte Relais wird zur
Ansteuerung der Lenzpumpe genutzt.
Das Modul wird als Fertigteil mit Zweikomponentenkleber im rechten Bereich des Rumpfes verklebt und dann verdrahtet.
Der 12 Kanal Empfänger ist an der vorderen Begrenzungswand mit Klettverschluß befestigt. Die beiden Antennen sind durch eine Bohrung hindurch in den vorderen Teil des Rumpfes verlegt worden und haben dort keinen näheren Kontakt mit anderen Zuleitungen.
Nachdem das Rudergestänge nun einwandfrei funktioniert ist auch das Ruderservo installiert. Die Übertragung erfolgt über ein längeres Messingrohr an dessen beiden Enden kurze 1,5 mm starke Eisendrahtstücke eingelötet wurden und diese dann mit entsprechenden Sicherungsclips an die Ruderarme der Servo bzw. des hinteren Rudergestänges angeschlossen wurden. Die 3 Ruder sind jetzt über den gesamten Stellbereich einsetzbar.
November 2023
Als nächstes soll die Zugvorrichtung erneuert werden. Geplant ist existierende Komponenten wie die Gewindestange, den Schlitten mit der Zugstange und der Fangschlaufe sowie die Endschalter wieder zu verwenden. Ansonsten soll die Vorrichtung ähnlich wie die vorab abgebildete Vorrichtung zur Öffnung der Heckklappe aufgebaut sein.
Als Antrieb soll wieder ein Minimotor mit integriertem Getriebe verwendet werden. Jedoch muss für diese Vorrichtung die Gewindestange über eine Kupplung mit dem Motor verbunden werden.
Der Aufbau der Vorrichtung mit Kunststoffplatten, Messingrohren und Stellringen geht völlig problemlos. Die ersten Probeläufe zeigen jedoch einen Effekt, der bei der alten Vorrichtung nicht auftrat. Befindet sich der Schlitten ungefähr auf der halben Länge der Gewindestange setzen heftige Schwingungen ein. Ein vernünftiger Betrieb ist mit der Vorrichtung so nicht möglich.
Ursache für dieses Problem ist sehr wahrscheinlich, das die Gewindestange unrund läuft bzw. das die Kupplung zwischen Motor und Stange nicht ausreichend genau in der Flucht sitzt.
Eine neue Gewindestange in der erforderlichen Länge mit angedrehten Wellenenden zur Lagerung und zum Anschluss der Kupplung finde ich im Internet leider nicht und eine Drehbank besitze ich leider auch nicht. Ein Foto von der missglückten Vorrichtung zu machen habe ich vor lauter Frust vergessen.
Ich entscheide mich für eine andere Möglichkeit, die man mir bei Berlinski in Dortmund vorgeschlagen hatte, nämlich die Zugvorrichtung über eine Segelwinde zu realisieren. Der Grundaufbau ist nahezu identisch zu der vorherigen Konstruktion. Ein Schlitten mit der Zugstange und der Fangschlaufe wird über zwei parallel ausgerichtete Messingrohre bewegt, die in einer starren Kunststoffkonstruktion verankert sind. Anstatt der Gewindestange mit einer Mutter, die in anderen Alternative den Schlitten bewegte, soll der Schlitten jetzt über Schnüre von der Segelwinde bewegt werden.
Die ersten Trockenversuche mit der Vorrichtung laufen gut. Die Konstruktion und die Ansteuerung ist deutlich einfacher als bei der missglückten Alternative. Es werden keine Endschalter, kein Überbrückungsrelais und auch kein Fahrtregler zur Ansteuerung
gebraucht. Ich lasse aber Fahrtregler und Überbrückungsrelais weiterhin im Schiff. Vielleicht ergeben sich hierfür noch Anwendungen.
Die Lauflänge der Segelwinde lässt sich sehr gut über den Sender einstellen. Was hier auffällt ist, das die Segelwinde mit Last früher anhält als ohne Last. Weiterhin wird deutlich, das das Spiel der Zugstange auf der Welle zu groß ist, so dass die Zugstange nach rechts bzw. links um einige Millimeter „ausbrechen“ kann und sich dann somit nicht mehr in Führungsschiene bewegt. Damit wird das „Einfangen“ der Vegesack sehr
schwierig. Ebenfalls ist die Führungsstange zu weich. Unter Last (sowohl beim Ablassen wie auch bei der Aufnahme der Vegesack) verändert sie die Form. Ein weiteres Problem gibt es mit der Befestigung der Fangschlaufe an der Zugstange. Die Schraubverbindung ist nicht stabil genug, bei der Aufnahme der Vegesack löst sie sich.
Diese Probleme werde ich durch etwas stärkeres Messingrohr als Zugstange lösen können. Das Spiel auf der Welle kann ebenfalls verringert werden, eventuell muss ich den Schlitten dazu nochmal anpassen. Kann ein wenig kniffelig werden, aber ich bin guter Dinge, das Anfang 2024 hinzubekommen.
Die unterschiedlichen Lauflänge der Segelwinde erscheint mir nicht kritisch. Ich werde die Segelwinde so programmieren, das sie unter Last (bei Aufnahme der Vegesack) soweit zieht, das die Vegesack die gewünschte Endposition erreicht. Ist die Vegesack abgelassen, wird die Segelwinde den Schlitten nur wenig Zentimeter aufwärts ziehen, bis die Fangschlaufe in der Wanne abgelassen werden kann.
Unklar ist noch wie die Stellgeschwindigkeit der Seilwinde verändert werden kann. Es wäre gut wenn sie etwas langsamer laufen würde.
Ein weiteres Problem ist, das die Bermpohl nach dem Ablassen der Vegesack das Heck anhebt. Es fehlen dann immerhin 600 g am Heck. Hierdurch wird für das Aufnehmen der Vegesack aufgrund des höheren Hecks der Bermpohl ein deutlich höherer Kraftaufwand benötigt und die Vegesack wird sich vermutlich auch höher aufstellen, was für die Zugstange nicht positiv ist. Hier werde ich wohl noch ein wenig mit der Trimmung experimentieren müssen oder eine interessantere Lösung finden müssen. Ideen gibt es schon.
Dezember 2023
Nach all den technischen Arbeiten entscheide ich mich, jetzt an die Außenansicht der Bermpohl weiter zu arbeiten. Zunächst soll die Reling erstellt werden. Ein direktes Arbeiten an der Bermpohl erscheint mir aufgrund der erforderlichen hohen Löttemperaturen als zu riskant. Darum fertige ich mir zunächst Holzlatten an, auf die ich die Reling fertigen kann.
Hierzu benutze ich die beiden noch existierenden Laufstege des Seenotkreuzers. In den Laufstegen selbst sind die Bohrungen der Geländer noch vorhanden. Diese Bohrungen übertrage ich auf die Holzlatten und habe damit eine Schablone zur Fertigung des Geländers. Hierauf wird dann die gesamte Reling zusammen gelötet. Jeder 3. Pfosten erhält unten einen kleinen Messingring, so dass die Reling auf der Bermpohl leicht eingesteckt werden kann und sofort in der richtigen Position steht. Die Reling wird aus 1,5 mm verzinktem Eisendraht bzw. aus gleich starkem Messingdraht
gefertigt. Die Bohrungen in der Holzlatte bzw. in den Laufstegen der Bermpohl habe ich auf 1,8 mm erweitert, so dass die Reling einfach abgezogen bzw. wieder eingesteckt werden kann.
Für den vorderen Teil der Reling (hier sind die Bohrungen noch im Deck vorhanden) ermittle ich die Positionen derart, das ich auf den Bereich des Decks, in dem sich die Bohrungen befinden, ein weißes Papierblatt lege und mittels Reibens mit einer Bleistiftspitze auf dem Papier die Bohrungsumrandungen auf das Papier übertrage. Das Papier dient dann als Schablone für eine weitere Holzplatte, in die ich die Bohrungen einbringe und auf der ich dann die Reling fertige.
Das Löten der Reling erfordert ein wenig Geduld. Nach meinem Gefühl lässt sich der verzinkte Eisendraht besser löten. Der Messingdraht ließ sich erst bei wesentlich höheren Lötkolbentemperaturen gut löten.
Dank eines kleinen Bandschleifers und einer Vielzahl kleiner Feilenn und ganz viel Geduld konnte ich dann noch vor Weihnachten den größten Teil der Reling fertigstellen. Die Laufstege selbst habe ich schwarz gespritzt und dann zugekaufte Grätings, die ich zuvor in Deckfarbe gespritzt habe, auf die Laufstege aufgeklebt. Die Grätings habe ich nach dem Aufkleben dann ebenfalls an den vorhandenen Bohrungen für die Reling durchbohrt.
Die verschiedenen Relingabschnitte werden auf den Holzlatten bzw. Holzplatten dann auch mit Sprühlack lackiert. Ich werde diese Montagehilfen auf jeden Fall behalten, denn die Reling der Adolph Bermpohl ist sehr anfällig. Mit diesen Hilfsmitteln sollte eine Reparatur bzw. Neuanfertigung gut möglich sein.
Wird fortgesetzt…….